Mit meiner neuen Lumix S5 musste auch ein neues Objektiv her. Es sollte ein lichtstarkes Prime mit universell nutzbarer Brennweite sein. Zudem wollte ich eigentlich keine fabrikneuen Objektive mehr kaufen und so habe ich mir ein neuwertiges Voigtländer Nokton 35 mm f/1.4 VM II ersteigert. Die Gegenlichtblende und der notwendige Adapter zum L-Mount musste ich mir allerdings neu beschaffen.
Ich mag es, wenn man beim Anfassen und Bedienen spürt, dass man was Wertiges in der Hand hält. Diesen Punkt erfüllt das fast schon winzige Nokton sehr gut. Der Blendenring rastet satt und der Fokusring läuft äusserst geschmeidig. Es fühlt sich an, als bediene man ein Messinstrument. Manchmal vergreift man sich beim Fokusieren, da der Fokusring insgesamt sehr schmal und dadurch etwas fummelig ausgefallen ist.
Technische Daten:
Hersteller: Cosina Voigtländer
Baujahr: 2021
Serienummer: 07153976
Brennweite: 35 mm
Lichtstärke: 1:1.4
Konstruktion: 8 Linsenelemente in 6 Gruppen
Blende: f/1.4 bis f/16.0
Blendenlamellen: 10
Naheinstellgrenze: 0.7 m
Anschluss: Leica M
Gewicht: 190 gr.
Bei den von mir eingesetzten Optiken ist mir wichtig, dass diese einen eigenen Charakter haben, den man gerne mal zur Bildgestaltung einbeziehen kann. Ich bin kein Pixel Peeper, aber so eine akzeptable Schärfe sollte auch irgendwo erreichbar sein. Aus meiner Sicht erfüllt das Voigtländer Nokton 35 mm f/1.4 alle diese Punkte ausgezeichnet. Offenblendig bei f/1.4 erzeugt das Nokton einen "cremigen" Bildeindruck mit einem leichten "Glimmen" und sehr weichem Bokeh, stark abfallender Schärfe zu den Rändern und Ecken sowie eine starke Vignettierung. Dieses Verhalten wird von manchen als Qualitätsmanko bezeichnet und dürfte vor allem der kompakten Bauweise geschuldet sein. Ich persönlich mag die Ästhetik dieses Vintage-Effekts und geschickt eingesetzt, kann man damit einen tollen Bildlook erstellen.
Blendet man die Linse schon nur 1 bis 2 Rasten ab, so verbessert sich die Schärfe und Vignettierung. Bis zu einer mittleren Blende wird das Objektiv knackscharf und es verfügt über gute Mikrokontraste, was den Bildern insgesamt eine spannende Plastizität verleiht. Bezüglich Farbgebung tendiert das Nokton 35 mm an der Lumix S5 (automatischer Weissabgleich) eher ins Kühle. Dies lässt sich aber im Postprozess mit Lightroom problemlos auf den individuellen Geschmack abstimmen.
Das Nokton 35 mm f/1.4 gibt es in den Varianten mit Einschichtvergütung (SC) und Mehrschichtvergütung MC. Ich habe die Variante MC (Mehrschichtvergütung) gewählt. Dennoch lassen sich mit offener Blende Linsenreflektionen bei Gegenlichtsituationen nicht gänzlich vermeiden. Um Schärfeverluste bei Streulicht zu vermeiden, empfiehlt sich der Einsatz einer Streulichtblende. Cosina bietet eine Geeignete mit attraktivem Design in Metal an (Typ LH-6), leider gegen einen etwas hohen Aufpreis.
Unten vier Beispiele: Obere Reihe mit Blende f/1.4 und untere Reihe abgeblendet auf f/2.8 und f/4.0, alle direkt ab RAW unbearbeitet.
Da ich stets in RAW fotografiere, werden bei mir allerdings praktisch alle Bilder in Lightroom nachbearbeitet bzw. digital entwickelt. Dabei nutze ich vor allem Einstellungen zu Lichter, Tiefen und der Farbtemperatur - ich mag's gerne warm. Zudem appliziere ich teils auch das in Lightroom eingebaute Profil für das Nokton 35 mm. Am Bildausschnitt ändere ich kaum je etwas, da aus meiner Sicht das Bild beim Fotografieren entsteht und auf Retusche greife ich nur im äussersten Notfall zurück.
Unten links das Foto direkt ab RAW und rechts nach meiner Bearbeitung in Lightroom:
Mehr Bilder mit dem Vogtländer Nokton 35 mm f/1.4 gibt's unter Jerez und Umgebung 2022...