Das Zeiss Ultron ist wohl eines der legendärsten Objektive aus dem Hause Zeiss (West) und auch eines der letzten aus dieser Epoche. Als Besonderheit ist die konkave Frontlinse augenfällig, um welche sich verschiedene Mythen ranken. Angeblich ist der Entwickler, Albrecht Tronnier, eine Wette eingegangen, ob es den überhaupt möglich sei, ein Objektiv mit konkaver Frontlinse zu bauen. Aus der angeblichen Wette ist schliesslich eines der schärfsten Objektive seiner Zeit entstanden. Noch heute schwärmen Fotografen über die Schärfeleistung und den Charakter dieses Objektivs. Somit hat es schliesslich auch den Weg in meine Sammlung gefunden.
Aber auch dieses tolle Objektiv vermochte den Untergang der Fotografiesparte des Zeiss Konzerns nicht aufhalten. Man munkelt gar, dass die Produktionskosten für das Ultron viel zu hoch waren, um überhaupt Gewinn damit zu erzielen. Gebaut wurde das Zeiss Ultron 50 mm f/1.8 ursprünglich für die Icarex Kamera mit entsprechendem Bajonett. Später wurden aber auch welche mit einem M42 Schraubanschluss gefertig. Aus dieser Reihe stammt auch mein Ultron. Gefertig wurde dies übrigens nicht von Zeiss selber, sondern in der Produktion der zugekauften Firma Voigtländer in Braunschweig. Später fertigte Voigtländer weiter Versionen des Ultrons in Singapur, teils mit M42 Schraubanschluss, vor allem aber für Rollei mit QBM-Bajonett. Allerdings hatten diese Varianten wieder eine konvexe Frontlinse.
Bis heute ist die Bezeichnung Ultron nicht von der Bildfläche verschwunden. Aktuell fertigt Cosina unter dem Markenname Voigtländer Objektive mit der Bezeichung Ultron. Freunde analoger Objektive ist ein Blick ins Portfolio der aktuellen Modellreihe zu empfehlen; ich selber besitze ein aktuelles Voigtländer Nokton und bin damit sehr zufrieden.
Mein Ultron konnte ich im Internet zu einem noch halbwegs verkraftbaren Preis ersteigern. Noch immer scheint dieses Objektiv sehr begehrt zu sein und entsprechend werden manchmal auch Fantasiepreise jenseits der 1'000 € Grenze verlangt und bezahlt. Meine Exemplar war erheblich günstiger, hat allerdings den kleinen Makel, dass das verkittetete Linsenelement am Rand etwas gelöst ist. Bis jetzt tut dies allerdings der Bildqualität keinen Abbruch und eine Neuverkittung bei einer Spezialfirma wäre sündhaft teuer.
Technische Daten:
Hersteller: Carl Zeiss (West, Voigtländer)
Baujahr: ca. 1970
Serienummer: 7252878
Brennweite: 50 mm
Lichtstärke: 1:1.8
Konstruktion: 7 Linsenelemente in 6 Gruppen
Blende: f/1.8 bis f/16
Blendenlamellen: 5
Naheinstellgrenze: 0.45 m
Anschluss: M42 Schraubanschluss
Gewicht: 260 gr.
Beim Zeiss Ultron fällt gegenüber anderen Objektiven sofort der kühle Farbton auf. In Zeiten digitaler Bildbearbeitung kann dies aber problemlos auf die gewünschte Farbtemperatur korrigiert werden. Ich persönliche bevorzuge eine etwas wärmere Farbabstimmung, wie man dies beispielsweise auch von Leicas gewohnt ist. Offenblendig bei f/1.8 merkt man dem Zeiss Ultron sein Alter an. Es macht sich ein deutlich zu erkennender Schärfeabfall zu den Rändern und Ecken bemerkbar. Insgesamt ist das Bild auch etwas weichgezeichnet und weisst eine gut erkennbare Vignettierung auf. Also ein typische Vintage-Effekt - könnte man sagen. Abgeblendet auf f/2.8 ist von alledem nichts mehr zu spüren und das Ultron wird seinem Ruf als hervorragende Linse mit knackiger Schärfe gerecht.
f/1.8
f/1.8
f/2.8
f/2.8
f/4.0
f/4.0
f/5.6
f/5.6
f/8.0
f/8.0
f/11.0
f/11.0
Nachfolgend drei Aufnahmen, oben bearbeitet nach meinem Geschmack (primär Farbtemperatur und Schatten) und unten das jeweilige Original direkt ab RAW.
Nachfolgend ein paar Aufnahmen mit dem Zeiss Ultron 50 mm beim Offenblende. Bildtemperatur und Schatten wurden in der digitalen Nachbearbeitung korrigiert. Schärfe und Vignettierung sind unverändert.

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