Nachdem ich bereits erste Erfahrungen mit den Altix-Varianten von Trioplan, Primagon und Telefogar aus dem Hause Meyer-Opti Görlitz gesammelt habe, stand das Lydith 30 mm f/3.5 aus demselben Haus schon länger auf meiner Wunschliste. Allerdings kommt dieses mit dem zur damaligen Zeit weit verbreiteten M42 Anschluss daher. Da ich sehr gerne mit einer Brennweite von 35 mm fotografiere, war ich vor allem gespannt, wie sich das bisschen mehr an Raum auswirkt, dass man mit den 30 mm vom Lydith auf das Bild kriegt.
Das Objekt kommt mit einer rasterlosen Blende daher, welche sich aber durch Herausziehen des Frontringes auf einen engeren Bereich (Vorwahlblende) begrenzen lässt. Insgesamt weist das Objektiv eine grundsolide Verarbeitung in Metall auf. Bei meinem Modell, welches ich mir online in Kiew besorgt habe, laufen sowohl Blende wie auch der Fokusring sehr geschmeidig, wodurch sich sehr exakt arbeiten lässt.
Optisch merkt man der Linse aber ihr Alter und ihre einfache Bauweise gut an. Offenblendig ist eigentlich nur das absolute Bildzentrum scharf. Gegen Ränder und Ecken machen sich grosse Verzerrungen und Unschärfe bemerkbar, was der Nutzen der offenen Blende stark einschränkt. Erst auf f/8.0 abgeblendet wird man diesen Effekt einigermassen los. Na ja - Freunde von Vintage-Effekten tut sich das ein schönes Experimentierfeld auf.
Gerade im Reportage-ähnlichen Einsatz mit wechselnden Themen bis hin zu Landschaft , z.B. als Immerdrauf-Ferienlinse, bereitet die Brennweite von 30 mm viel Freude. Mit etwas Zurückhaltung bei der offenen Blende eine durchaus spannenden Allrounder-Linse.
Technische Daten:
Hersteller: Meyer-Optik Görlitz
Baujahr: 1963 - 1970
Serienummer: 3152421
Brennweite: 30 mm
Lichtstärke: 1:3.5
Konstruktion: 5 Linsenelemente in 5 Gruppen
Blende: f/3.5 bis f/22
Blendenlamellen: 6
Naheinstellgrenze: 0.33 m
Anschluss: M42
Gewicht: 175 gr.
in der ersten Bildreihe zeigen sich die Schwächen des Lydith sehr eindrücklich. Bei der Offenblende f/3.5 sind starke Verzerrungen und Unschärfen zu erkennen. Erst bei Abblenden auf f/8.0 lassen sich diese wirksam mindern.
f/3.5
f/5.6
f/8.0
Danke der kurzen Naheinstellgrenze von 33 cm lassen sich mit dem Lydith auch kleiner Objekte gut in Szene setzen. Aber auch hier ist ein Abblenden auf mindestens f/5.6 angezeigt, was sich aufgrund der geringen Schärfentiefe wohl ohnehin den meisten Fällen empfiehlt.
f/3.5
f/5.6
f/8.0
Auch Situation im Gegenlicht lassen sich mit dem Lydith in der Regel gut meisten. Es kann in Situationen mit extremem Streiflicht aber zu klar erkennbaren Schärfeverlusten kommen, was aber bei Objekten diesen Alters und den entsprechenden Vergütungen nicht überrascht. Eine Gegenlichtblende kann hier aber Abhilfe schaffen.
f/3.5
f/8.0
f/22
Das Bokeh wirft klar erkennbare Bubbles, welche aber mitunter etwas wild wirken.
f/3.5
f/5.6
Unten ein paar Alltagsbeispiele. Die drei Bilder der ersten Reihe offenbaren dabei sehr deutlich die Problematik der Bildfehler bei Offenblende. Hier geht zu den Rändern eindeutig zuviel verloren, als dass man es noch als gestalterisch ansprechenden Vintage-Effekt abtun kann. Leicht abgeblendet kriegt man dies aber allmählich in den Griff und bewusst eingesetzt, kann man mit dem Lydith 30 mm eine angenehme Bildsprache erzeugen.
